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Atherosklerose verstehen und vorbeugen – Prävention beginnt früh

Ein plötzlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall scheint manchmal wie aus dem Nichts zu kommen – doch oft beginnt das Geschehen viele Jahre zuvor: durch stille und schleichende Veränderungen in den Gefäßen. Genau hier setzt die Prävention an.
Wer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettleibigkeit, erhöhte Blutfette, Diabetes oder eine familiäre Vorbelastung frühzeitig erkennt, kann aktiv gegensteuern – bevor es zu ernsthaften Komplikationen kommt.

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Was ist Atherosklerose?

Atherosklerose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Arterienwand. Im Laufe der Zeit lagern sich Cholesterin, Immunzellen, Kalk und Bindegewebe in der Gefäßinnenwand ab – sogenannte Plaques.

Diese verengen die Gefäße zunehmend und können sie schlimmstenfalls komplett verschließen. Die Folgen: Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen in den Beinen. Tückisch: Die Erkrankung bleibt lange symptomlos – selbst stark erhöhte LDL-Werte oder frühe Plaques verursachen häufig keinerlei Beschwerden. Deshalb ist die regelmäßige Bestimmung der Blutfettwerte und – bei entsprechender Risikokonstellation – ein Gefäßultraschall besonders wichtig, auch für jüngere Menschen mit familiärer Belastung.

Wie entsteht eine Plaque? – Die Rolle von LDL-Cholesterin und stiller Entzündung

Atherosklerose beginnt mit einer Störung der Endothelfunktion, also der innersten Zellschicht der Arterien (Intima). Auslöser sind unter anderem erhöhtes LDL-Cholesterin, Bluthochdruck, oxidativer Stress oder eine Insulinresistenz.
Im Inneren der Arterie lagert sich oxidiertes LDL („schlechtes Cholesterin“) ab. Das Immunsystem reagiert: Entzündungszellen wandern ein, Schaumzellen entstehen – ein Zeichen für eine chronische, stille Entzündung.

Der Körper versucht, das Geschehen zu reparieren. Doch dieser Reparaturversuch führt langfristig zu einer Verhärtung und Einengung der Gefäße. Über Jahre bleibt das unbemerkt – bis es zu einem akuten Ereignis kommt.

Nicht jede gefährliche Plaque verengt ein Gefäß vollständig. Oft genügt bereits eine Teilverengung – platzt sie auf, bildet sich binnen Sekunden ein Gerinnsel, das das Gefäß komplett verschließt. Die Folge: plötzlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall, manchmal ohne jede Vorwarnung.

Was viele nicht wissen: Auch scheinbar gesunde Menschen mit normalen Blutdruck- und Cholesterinwerten können betroffen sein. Denn das Risiko, ob eine Plaque instabil wird und aufplatzt, lässt sich derzeit nicht sicher vorhersagen – selbst mit moderner Diagnostik.

Symptome – Wann macht Atherosklerose Beschwerden?

Meist bleibt sie unbemerkt. Erst bei einer deutlichen Gefäßverengung (ab ca. 70 %) treten Symptome auf – je nach betroffener Arterie:

  • Herz: Engefühl, Brustschmerz (Angina pectoris), Luftnot bei Belastung, Herzinfarkt
  • Gehirn: Sehstörungen, Sprachprobleme, Schwindel, Schlaganfall
  • Beine: Schmerzen beim Gehen („Schaufensterkrankheit“), Kältegefühl, Wundheilungsstörungen

Wie kann man Atherosklerose früh erkennen – und vorbeugen?

Früherkennung spielt eine zentrale Rolle, um das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen zu senken.
Dazu gehören:

  • regelmäßige Kontrollen der Blutfettwerte (LDL, HDL, Triglyzeride),
  • die Bestimmung von Entzündungsmarkern wie hsCRP,
  • und die Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße (Plaque-Screening).

Diese Maßnahmen sind besonders wichtig für Personen mit familiärer Vorbelastung oder bestehenden Risikofaktoren. Wer sie regelmäßig wahrnimmt, kann gezielt gegensteuern – etwa mit Ernährung, Bewegung, Stressreduktion oder medikamentöser Therapie.

Risikofaktoren kennen und verbessern

  • Nicht rauchen: Auch nach vielen Jahren verbessert ein Rauchstopp die Lebenserwartung deutlich.
  • Blutdruck kontrollieren: Zielwert < 140/90 mmHg.
  • Blutzucker optimieren: HbA1c je nach Alter zwischen 6,0 % und 6,6 %.
  • Cholesterin senken: LDL-Zielwerte richten sich nach dem Gesamtrisiko. Statine wie Atorvastatin oder Rosuvastatin senken LDL effektiv und stabilisieren Plaques.
    → Bei Unverträglichkeit: Alternativen möglich. Coenzym Q10 kann muskuläre Nebenwirkungen mildern.

Eine Metaanalyse zeigt zudem: Eine Ernährung mit reduziertem Anteil gesättigter Fettsäuren kann das LDL-Cholesterin bis 10% wirksam senken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse messbar verringern.
📚 Quelle: Cochrane-Review, zitiert in Lorkowski, Cardiovasc 2023; 23.

Bewegung und Lebensstil: Aktiv bleiben lohnt sich

Ein gesunder Lebensstil ist eine der effektivsten Maßnahmen gegen Atherosklerose – und kommt ganz ohne Nebenwirkungen aus.

  • Ausdauersport wie zügiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen senkt den LDL-Spiegel um bis zu 15 %.
    📚 Quelle: Prävention durch Bewegung, BZgA.
  • Regelmäßige Bewegung kann zudem die kardiovaskuläre Sterblichkeit um bis zu 35 % reduzieren – dieser Effekt ist vergleichbar mit dem Nutzen von Medikamenten.
    📚 Quelle: Reimers et al., „Das Herz trainieren“, Herzmedizin 2022.
  • Eine ballaststoffreiche Ernährung (z. B. mit Vollkorn, Gemüse und Hülsenfrüchten) senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 15–30 %.
    📚 Quelle: Reynolds et al., zitiert in Lorkowski, Cardiovasc 2023; 23(6).

Auch Stressbewältigung spielt eine große Rolle. Techniken wie Achtsamkeit, HRV-Training und eine gute Schlafqualität fördern die Regeneration des vegetativen Nervensystems und schützen langfristig die Gefäße.

Fazit

Atherosklerose ist eine der häufigsten, aber auch am besten beeinflussbaren Volkskrankheiten. Je früher Risikofaktoren erkannt und behandelt werden, desto höher sind die Chancen, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu vermeiden – und die Lebensqualität langfristig zu erhalten.
Bewegung, Ernährung und Stressreduktion wirken dabei oft stärker als Medikamente – und stärken Herz und Gefäße auf natürliche Weise.