Ein neuer Blick aufs Alter(n)

Die Weltbevölkerung altert – und mit ihr wächst der Wunsch, nicht nur länger zu leben, sondern dabei auch gesund, fit und geistig klar zu bleiben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Vereinten Nationen haben diesen Wandel erkannt und das „gesunde Altern“ zum globalen Gesundheitsziel erklärt – als Teil der „Dekade des gesunden Alterns“ (2021–2030) [1,2]. Im Fokus steht dabei nicht allein die Lebensdauer, sondern vor allem die Qualität der zusätzlichen Lebensjahre.
Dieser Perspektivwechsel hat längst auch die Medizin erreicht. Die moderne Longevity-Medizin verbindet aktuelle Erkenntnisse aus Kardiologie, Zellbiologie und Prävention, um die biologischen Alterungsprozesse aktiv zu beeinflussen. Auch in unserer Praxis in Koblenz verbinden wir moderne Longevity-Medizin mit gezielter Prävention. Ziel ist nicht die Verjüngung um jeden Preis – sondern ein Leben mit möglichst viel Vitalität, Belastbarkeit und Selbstständigkeit, auch im hohen Alter.
Herzgesundheit als Schlüssel zur Langlebigkeit
Ein zentrales Organ im Kontext des gesunden Alterns ist das Herz. Über 50 % aller altersassoziierten Erkrankungen – von Herzinfarkt über Schlaganfall bis zu Gefäßverengungen – lassen sich auf klassische Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes mellitus zurückführen [3]. Dabei sind es genau diese Faktoren, die nicht nur das Herz belasten, sondern auch den biologischen Alterungsprozess beschleunigen. In der Geroscience, einem noch jungen Forschungszweig, gilt Altern nicht mehr als bloßer Zeitfaktor, sondern als aktiver Risikotreiber – und somit auch als therapeutisches Ziel [4].
Medikamente gegen das Altern? Neue Perspektiven aus der Forschung
Lange Zeit war die Behandlung des Alterns ein Tabuthema in der evidenzbasierten Medizin. Doch das ändert sich. Medikamente, die ursprünglich für andere Erkrankungen entwickelt wurden, zeigen in neuen Studien auch Effekte auf die Zellalterung, Entzündungsprozesse und Langlebigkeit.
Besonders vielversprechend:
- Metformin: Das bewährte Antidiabetikum wird derzeit in der TAME-Studie (Targeting Aging with Metformin) als potenzielles Longevity-Medikament untersucht [6].
- GLP-1-Rezeptor-Agonisten: zeigen Effekte auf Gewicht, Gefäßgesundheit und möglicherweise auch auf inflammatorische Alterungsprozesse [7].
- Spermidin: Ein natürlich vorkommendes Polyamin, das die Autophagie aktiviert und in Interventionsstudien mit verbesserten kognitiven Parametern in Verbindung gebracht wurde [8].
- Rapamycin: Hemmt mTOR, einen zentralen Regulator zellulären Alterns – mit positiven Ergebnissen in Tiermodellen [9].
- Senolytika: zielen auf die Entfernung seneszenter Zellen, die altersbedingte Gewebsschäden fördern [10].
- Antientzündliche Strategien: z. B. gezielte Hemmung von IL-6 oder TNF-alpha, als Antwort auf das Konzept des „Inflammaging“ [11].
Longevity beginnt im Alltag: Ernährung, Bewegung und Prävention
Trotz aller pharmakologischen Fortschritte bleibt der Alltag der stärkste Hebel für gesundes Altern. Studien zeigen, dass bestimmte Lebensstilfaktoren das biologische Alter messbar beeinflussen können – unabhängig vom chronologischen Lebensalter.
Was wirkt?
- Pflanzenbasierte Ernährung mit sekundären Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und gesunden Fetten [12]
- Regelmäßige Bewegung – insbesondere Ausdauer- und moderates Krafttraining [13]
- Schlafqualität und Rhythmus: Einfluss auf Zellreparatur und Immunsystem [14]
- Stressregulation durch Meditation, Atemübungen oder HRV-Biofeedback zur Förderung parasympathischer Aktivität [15]
Diese Maßnahmen greifen ineinander. Ihre kombinierte Anwendung beeinflusst nicht nur Herz, Stoffwechsel und Immunsystem, sondern auch die molekularen Grundlagen des Alterns.
Anti-Aging als Trend – Wissenschaft, Lifestyle und große Visionen
Altern ist kein starrer, unausweichlicher Prozess. Die Medizin der Zukunft – und zunehmend auch der Gegenwart – eröffnet Möglichkeiten, den Alterungsprozess gezielt zu verlangsamen und die Gesundheitsspanne zu verlängern.
Was heute schon möglich ist:
- Kardiovaskuläre Prävention auch jenseits des 70. Lebensjahrs
- Individualisierte Lebensstilberatung und Mikronährstofftherapie
- Wissenschaftlich fundierter Einsatz von Nahrungsergänzungsmittel
- Achtsamkeits- und Stressmedizin zur Entzündungsreduktion
- Bewegung und Ernährung als präventive Medizin
Was morgen kommen könnte:
Gezielte Therapien gegen seneszente Zellen, epigenetische Reprogrammierung, pharmakologische Entzündungshemmung – basierend auf der Vision der Geroscience.
Longevity-Medizin in Koblenz – wissenschaftlich fundiert & individuell
In der internistisch-kardiologischen Privatpraxis in Koblenz bieten wir fundierte Beratung zu Themen wie gesundes Altern, Herzprävention, Spermidin, HRV-Analyse und modernen Mikronährstoffstrategien. Ziel ist es, Ihre Gesundheitsspanne aktiv zu verlängern – individuell, wissenschaftlich und ganzheitlich.
Literatur/Quellen
- World Health Organization (2020): Decade of Healthy Ageing 2021–2030 – Baseline report.
- United Nations (2021): United Nations Decade of Healthy Ageing.
- Timmis A, Townsend N, Gale CP et al. (2020): European Society of Cardiology: Cardiovascular disease statistics 2019.
European Heart Journal, 41(12): 1185–1213. - Kennedy BK, Berger SL, Brunet A et al. (2014): Geroscience: linking aging to chronic disease.
Cell, 159(4): 709–713. - SCORE2-OP Working Group and ESC Cardiovascular Risk Collaboration (2021): SCORE2-OP risk prediction algorithms: estimating cardiovascular risk in older persons in Europe.
European Heart Journal, 42(25): 2439–2454. - Barzilai N, Crandall JP, Kritchevsky SB, Espeland MA (2016): Metformin as a Tool to Target Aging.
Cell Metabolism, 23(6): 1060–1065. (TAME Study Design) - Drucker DJ (2021): Glucagon-like peptide-1 receptor agonists and cardiovascular outcomes: An update.
Cell Metabolism, 33(1): 149–162. - Schwarz C, Horn M, Pichler I et al. (2020): Spermidine intake is associated with increased survival in the elderly.
Cell Reports, 30(5): 1572–1583.e8. - Mannick JB, Del Giudice G, Lattanzi M et al. (2014): mTOR inhibition improves immune function in the elderly.
Science Translational Medicine, 6(268): 268ra179. - Kirkland JL, Tchkonia T, Zhu Y, Niedernhofer LJ, Robbins PD (2017): The clinical potential of senolytic drugs.
Journal of Clinical Investigation, 127(3): 946–954. - Franceschi C, Garagnani P, Parini P, Giuliani C, Santoro A (2018): Inflammaging: a new immune–metabolic viewpoint for age-related diseases.
Nature Reviews Immunology, 18(10): 643–654. - Satija A, Bhupathiraju SN, Rimm EB et al. (2017): Plant-based dietary patterns and risk of mortality in a US population.
JAMA Internal Medicine, 177(5): 706–717. - Reimers CD, Knapp G, Reimers AK (2012): Exercise as preventive intervention for the elderly: A review.
Deutsches Ärzteblatt International, 109(49): 849–856. - Medic G, Wille M, Hemels ME (2017): Short- and long-term effects of sleep disruption.
Nature and Science of Sleep, 9: 151–161. - Lehrer PM, Gevirtz R (2014): Heart rate variability biofeedback: How and why does it work?
Applied Psychophysiology and Biofeedback, 39(2): 107–116.